Mit dem chic s-plus die Polarlichter erleben
Unsere Kunden Lena und Sven haben uns von ihrer aufregenden Reise durch Skandinavien im Winter mit ihrem chic s-plus I 64 XL QB berichtet. Diese tollen Erlebnisse wollen wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten! Wenn auch Sie überlegen mit Ihrem Wohnmobil Skandinavien zu bereisen, erhalten Sie im Bericht der beiden hilfreiche Tipps.
Die Reise ging weiter ins Landesinnere. Ein Winter Wonderland breitete sich vor uns aus, als wir auf einsamen Straßen, welche inzwischen nur noch brettharte Eispisten waren, durch endlose Wälder fuhren. Die Temperaturen sanken minütlich und erreichten bei Ankunft an unserem Übernachtungsplatz einen neuen Rekordwert von -33 Grad. In der Nacht sollte sie noch auf -38 Grad fallen.
Wichtige Tipps für die Minusgrade
Die Temperaturen machten uns allerdings zu schaffen. Trotz 90 Liter Gastank, welcher zu dem Zeitpunkt noch zur Hälfte gefüllt war, sanken die Temperaturen im Wohnmobil langsam aber stetig auf nur noch 16 Grad. Die Ursache: Unser LPG-Gemisch (Propan/Butan) bestand aufgrund von Restbeständen aus vorherigen Urlauben noch aus einem nicht vernachlässigbaren Anteil an Butan. Butan hat allerdings die Eigenschaft, ab 0 Grad nicht mehr richtig zu verdampfen. Bei Minusgraden im zweistelligen Bereich war es also unbrauchbar.
Wir können hier nur jedem den Tipp geben: Unbedingt eine Gastankstelle aufsuchen, welche ein nachweisliches Mischverhältnis von 95/5 anbietet. Eventuell noch vorhandenes Butan unbedingt vorab verbrauchen. Abhilfe schafften unsere beiden Gasflaschen, welche reines Propangas beinhalteten. Zuletzt sei hier noch gesagt, dass es je nach persönlichem Wärmeempfinden empfehlenswert sein kann, sich für mehr Heizleistung an Strom zu stöpseln, um zusätzliche 3 kW nutzen zu können oder um Gas zu sparen.
Ein weiterer Tipp: Unbedingt vorab die Motor-Vorwärmung nutzen! Bei den vorhandenen Wetterbedingungen kann das Motoröl zähflüssig werden und so den Motorstart erschweren. Wir hatten diese rund 30 Minuten vor Abfahrt eingeschalten. Aufgrund der extremen Kälte stotterte der Motor beim Anlassen dennoch mehrmals und lies uns das Herz in die Hose rutschen. Nach einigen Sekunden des Schreckens sprang der Motor aber dennoch an. Erstmalig kam der Effekt dieses Systems zum Vorschein.
Erleichtert fuhren wir los, um nach wenigen Kilometern mit der nächsten Hiobsbotschaft konfrontiert zu werden: „AdBlue-Fehler“ tauchte im Display auf. Dazu: „Rest Reichweite 250 km“. Einen IVECO Servicepartner konnten wir nicht aufsuchen. Denn die Optionen hierbei waren: Rund 350 km Richtung Osten nach Luleå fahren, oder rund 400 km Richtung Westen nach Tromsø fahren. So hatten wir nur die Möglichkeit, sämtliche Werkstätten in Kiruna abzuklappern. Die fünfte konnte uns auch letztlich helfen und den Fehler sowohl auslesen, als auch löschen.
Auch hier war die Kälte die Ursache des Problems: AdBlue friert ab -11 Grad. Uns ist also schlichtweg das AdBlue eingefroren! Der Tank besitzt zwar über eine Heizspirale im Inneren, diese ist aber nur bei laufendem Motor aktiv und nicht für diese extremen Bedingungen gemacht. Dies ist einer der Gründe, warum man in diesen Breitengraden des Öfteren LKWs mit laufenden Motoren antrifft.
Der Tipp der Werkstatt: Den AdBlue-Tank nicht voll machen. So kann wenigstens warmes AdBlue nachgetankt werden und das Auftauen geringerer Mengen geht schneller vonstatten, als es bei einem 20 Liter Klumpen der Fall wäre. Wir hatten leider immer vollgetankt, in der Annahme, dass es sich wie beim Diesel verhält, welcher bei solchen Temperaturen idealerweise aufgefüllt sein soll.
Wir zogen daraufhin wie geplant weiter zur Grenze nach Norwegen, trafen dabei auf eine kleine Herde von Rentieren und auch ein Elch stand am Straßenrand, doch dann fiel plötzlich die Leistung ab und der Motor ging in den Notlauf - trotz Fehlerlöschung und seitdem ausbleibender Warnleuchte.
Nach Rücksprache mit unserem IVECO Händler in München erfuhren wir, dass der Motor in so einem Fall nicht mehr ausgeschalten werden sollte, da die Möglichkeit bestand, dass er dann nicht mehr startet, und da die vorherrschenden Temperaturen nach wie vor bei -30 Grad lagen, blieb uns nichts anderes über, als doch den Weg zum nächsten IVECO Servicepartner auf uns zu nehmen.
Wir krochen die verbleibenden rund 250 km mit reduzierter Leistung weiter und erreichten gegen 22 Uhr den Campingplatz in Tromsø. Auf die Gefahr hin, von dort zum Servicepartner geschleppt werden zu müssen, machten wir die Zündung aus – und wieder an. Und siehe da, der Motor sprang an und das Notlaufprogramm war verschwunden!
Hätten wir also vorher einen Neustart wagen sollen? Nein! Denn das Risiko, bei -30 Grad doch zu stranden, mochten und konnten wir nicht eingehen. Nichtsdestotrotz wollten wir zur Sicherheit noch den IVECO Servicepartner aufsuchen. Zuvor genossen wir aber noch den Aufenthalt in Tromsø mit Blick auf weitere Polarlichter direkt über unseren Köpfen, welche sofort für das auf einmal nichtig wirkende Problem entschädigten. Den nächsten Tag (Sonnenuntergang war hier übrigens um 14:38 Uhr) vergnügten wir uns zudem noch mit einer Seilbahnfahrt auf den Hausberg Storsteinen und einer Wanderung mit Spikes unter den Schuhen, welche hier auch zwingend erforderlich waren.
Währenddessen stellten wir den elektrischen Heizlüfter unter das Fahrzeug, um den Tank damit von außen zu heizen. Irgendwie paradox! Ein System zum Schutz der Umwelt muss aufwendig mittels eines Stromverbrauchers aufgetaut werden. Auch die örtlichen Temperaturen von -9 Grad stellten keine großen Probleme mehr dar. Die IVECO Werkstatt stellte am darauffolgenden Tag dennoch eine Temperatur von -10,5 Grad im Inneren des Tanks fest. Die einzige Lösung: Ab Richtung Süden in „wärmere“ Gefilde.
Skifahren mit Meerblick
Unsere grobe Planung sah es sowieso vor, weiter auf die Lofoten zu fahren. Diese waren zu diesem Zeitpunkt mit -1 Grad nahezu sommerlich. Einen Zwischenstopp gab es aber noch in Narvik, berühmt geworden durch die „Schlacht um Narvik“ 1940, um das dortige Skigebiet zu testen, welches unter der Woche tatsächlich erst zur Dämmerung um 15 Uhr mit einer teilweisen Beleuchtung der Pisten öffnete. Skifahren mit Blick auf das Meer – auch das war eine Neuheit für uns.
Ein echtes Abenteuer: Mit den Schlittenhunden unterwegs
Ursprünglich wollten wir noch nach Andenes zur Walsafari, allerdings war die Wintersaison (Ende Oktober bis Mitte Januar) leider schon vorbei. Also ging es über Umwege (die Fähre Moskenes – Bodø wurde leider kurzfristig aufgrund von Mangel an Personal gecancelt) zurück nach Schweden. Nächster Halt: Hundeschlitten-Tour!
Malin (schwedische Meisterin im Schlittenhunderennen) und Lars (ebenfalls erfahrener Schlittenhunderennen-Fahrer) von Cold Nose Huskies waren dabei unser Ziel der Begierde. Mit unserem persönlichen Guide Connor und insgesamt 14 Hunden an zwei Schlitten durften wir ein einmaliges Erlebnis erfahren, welches wir nie vergessen werden und welches es definitiv in die Top 3 unserer bisherigen Reise-Erlebnisse schaffte. Wir glitten auf unserer 6-stündigen Tagestour durch unberührte Schneekulisse in den Tiefen der Wälder Lapplands – inklusive Elchsichtung! Wir haben viel gelernt über die Hunde (Alaska Huskies), die Huskyfarm und Schlittenhunderennen und konnten bei einer Pause die Stille der Natur genießen (Stichwort: Sound of Silence).
Campingplatztipp
Übernachtet hatten wir die Tage nach einem Tipp von Lars auf dem naheliegenden Campingplatz in Sorsele. Sandra und Jens, die Campingplatz-Betreiber, haben uns dann noch eine Schneemobil-Tour mit einem ortsansässigen Anbieter für den nächsten Tag organisiert. Auch diese Tour war ein Erlebnis, das seinesgleichen sucht. Die Route führte über zugefrorene Seen, durch Wälder im Hinterland und durch Tiefschnee – mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 80km/h.
Die Heimreise
Leider mussten wir so langsam wieder die Heimreise antreten. Auf dem Weg Richtung Süden haben wir noch einen Halt im Värmlands Moose Park gemacht, um neben der zahlreichen Elche, welche wir am Straßenrand erblicken konnten, auch noch fünf Exemplare in ihrer natürlichen Umgebung hautnah betrachten zu können. Auch hier haben wir viel über die heimische Tierwelt, Flora und Fauna gelernt.
Unser letzter Halt war dann noch RV Masters, eine Firma welche sich auf maßgeschneiderte Scheibenabdeckungen für Campingfahrzeuge spezialisiert hat. Hier hatten wir bereits vor Urlaubsantritt zwei Abdeckungen für Sommer und Winter bestellt und nun abgeholt. Robert und Ingrid, selbst begeisterte Wohnmobilfahrer, haben diese vor Ort installiert.
Das Besondere: die Abdeckungen werden mittels Magneten angebracht. So spart man sich Gummispanner oder Saugnäpfe. Insbesondere bei höheren Fahrzeugen wie unserem s-plus eine Erleichterung.
Insgesamt hatten wir das Glück, sieben Mal Polarlichter bestaunen zu können. Je nach Stärke des Sturms waren es manchmal nur Andeutungen, die erst auf Fotos und Videos richtig zur Geltung kamen. Andere Male waren es mit bloßem Auge sichtbare Lichtzeichnungen, welche grün/weiß/rot schimmernd über unseren Köpfen im Sternenhimmel tanzten. Wir werden diesen Anblick nie vergessen.
Sie finden uns auf den Sozialen Medien
Weitere Impressionen auch aus unseren bisherigen Reisen mit dem Wohnmobil sind auf unserem YouTube-Kanal zu finden.
YouTube-Kanal |
Vorkehrungen/Checkliste vor und während des Reiseantrittes
Neben einem allgemeinen (Winter-)Check des Fahrzeuges hatten wir noch folgende Punkte abgearbeitet:
- Sämtliche Flüssigkeiten überprüfen (Motoröl, Wischwasser, Bremsflüssigkeit etc.)
- Alle Leuchteinrichtungen überprüfen
- Reifendruck und Zustand überprüfen (Ersatzrad nicht vergessen), ggfls. den Druck am Zielort anpassen
- Alde Flüssigkeitsstand im Behälter prüfen (sollte im kalten Zustand ca. 1 cm über Minimum sein)
- Gummidichtungen an Türen und Klappen fetten
- Türscharniere und Schlösser ölen
- Trittstufen im Wohnraum und Fahrerhaus ölen und vor Ort regelmäßig von Verschmutzungen befreien
- Weitere anfällige bewegliche Bauteile an Aufbauten und Anbauten wie z.B. an der SAT-Anlage schmieren
- Druckluftbehälter der Luftfederung frostsicher machen
- Mögliche Kältebrücken ausmerzen (z.B. Dichtungen in Dachfenster mit Zwangsbelüftung einsetzen, Teppich / Armaflex-Isolierung in doppelten Boden verlegen, zusätzliche Fahrerhausboden-Isolierung verwenden)
- Schneeketten Probe anlegen
Sämtliche Flüssigkeiten und Schmiermittel sollten unbedingt als Reserve mitgenommen werden, um bei Bedarf vor Ort nachzufüllen.
Ansonsten sollten vorsorglich noch folgende Artikel mit eingepackt werden, sofern nicht schon Bestandteil der Grundausstattung:
- Ersatzrad inklusive Radwechsel-Equipment
- Schneeketten
- Wassertaxi bzw. Eimer für die Entsorgung von Grauwasser (Bodeneinlässe sind zu dieser Jahreszeit in der Regel unerreichbar oder außer Betrieb)
- Abwasserschlauch zur Entsorgung von Schwarz- oder Grauwasser
- Ausreichend langen Gartenschlauch zur Versorgung mit Frischwasser (Wasserhähne könnten nur im Inneren verfügbar sein – einige Tankstellen bieten aber die Option, Wasser an einer Säule zu tanken)
- Eimer Split für Grip
- Eimer Salz für die Beseitigung von Eisflächen
- Schmutzfänger (sehr hilfreich gegen Eis- und Schneeklumpen unter dem gesamten Fahrzeug)
- Reserve Gasflaschen (Auffüll- bzw. Tauschstationen sind besonders im Norden rar gesät)
- Passendes LPG Gasfülladapter-Set
- Elektrischen Heizlüfter (oder andere Heizmöglichkeiten falls das Heizungssystem ausfällt)
- Schneeschaufel
- Spaten und/oder Klappspaten
- Besen
- Arbeitshandschuhe
Für die kalten Temperaturen und Witterungsbedingungen haben wir uns auch entsprechend eingekleidet:
- Winterstiefel mit ausreichend hohem Schaft (für tieferen Schnee) und einer Komfort-Temperatur bis -20 Grad
- Überziehbare Spikes für die Winterstiefel
- Merino-Wollsocken
- Thermo-Unterwäsche
- Funktionsbekleidung (Zwiebelschalen-Prinzip)
- Schlauchschal
- Skimütze mit Ohren
- Unterzieh-Handschuhe
- Finger-Handschuhe
- Fäustlinge
- Hand- und Sohlenwärmer
Wir reisen stets getreu dem Motto: Lieber haben und nicht brauchen, als brauchen und nicht haben.